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Stefan Schröter

Wir sind zu oft auf dem Weg zum Flughafen!


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

keine Angst- in diesem Text soll es nicht um den BER gehen oder die Frage, ob und wie oft man in ein Flugzeug steigen sollte.

Die Überschrift stammt sinngemäß aus einem Vortrag des Soziologen Prof. Hartmut Rosa, den wir am vergangenen Freitag im Rahmen einer Weiterbildung hören durften. Lesen Sie selbst, vielleicht erkennen Sie den einen oder anderen Aspekt...

 

In der heutigen Gesellschaft sind wir ständig auf Achse. Unsere Tage sind vollgestopft mit Terminen, To-do-Listen und dem Streben nach mehr Effizienz. Oft fühlt es sich deshalb so an, als wären wir auf dem Weg zum Flughafen – hastig, zielorientiert und getrieben von dem Bedürfnis, Zeit zu sparen, pünktlich anzukommen, um den Flug nicht zu verpassen.... Doch während wir uns durch diesen hektischen Alltag bewegen, verlieren wir oft aus den Augen, was wirklich wichtig ist: die Präsenz im Moment.

 

Der Soziologe Hartmut Rosa beschreibt dieses Phänomen treffend mit seinem Konzept der sozialen Beschleunigung. In seinem Buch „Beschleunigung und Entfremdung“ erklärt Rosa, dass die moderne Gesellschaft durch eine stetige Beschleunigung der Lebensprozesse geprägt ist. Alles muss schneller, besser und effizienter sein. Diese Dynamik führt jedoch nicht zu mehr Zufriedenheit, sondern zu einer tiefen Entfremdung von uns selbst und unserer Umwelt.

 

Rosa betont: „Wer immer nur in Bewegung ist, kommt nie an.“ Dieser Satz trifft den Kern unseres Dilemmas. Indem wir ständig auf das nächste Ziel hinarbeiten, verpassen wir die Gelegenheiten, die uns der gegenwärtige Moment bietet. Wir sind physisch anwesend, aber geistig oft ganz woanders. Wer kennt diese Situationen nicht: wir sind im Gespräch mit einem Freund, aber unsere Gedanken schweifen zu den unerledigten Aufgaben. Wir sitzen am Esstisch mit der Familie, aber unser Blick wandert immer wieder zum Smartphone.

 

Die ständige Überfrachtung unseres Lebens mit Aktivitäten und Verpflichtungen lässt kaum Raum für echte Präsenz. Doch was bedeutet es eigentlich, präsent zu sein? Präsenz bedeutet, voll und ganz im Hier und Jetzt zu sein. Es bedeutet, mit allen Sinnen wahrzunehmen und sich bewusst auf den aktuellen Moment einzulassen. Präsenz ist nicht nur eine physische, sondern vor allem eine geistige und emotionale Anwesenheit.

 

Hartmut Rosa spricht in diesem Zusammenhang von „Resonanz“. Resonanz ist das Gefühl, in einem echten Austausch mit der Welt zu stehen, eine tiefe Verbindung zu spüren und sich selbst als Teil eines größeren Ganzen zu erleben. Um Resonanz zu erfahren, müssen wir jedoch bereit sein, uns auf den Moment einzulassen und unsere ständige Betriebsamkeit hinter uns zu lassen.

 

Indem wir uns die Zeit nehmen, präsent zu sein, können wir nicht nur Stress und Überforderung reduzieren, sondern auch unsere Beziehungen, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext, intensiver erleben, kreativer und inspirierter sein und letztlich ein bewussteres und glücklicheres Leben führen.

 

Also, das nächste Mal, wenn Sie sich gehetzt und überfordert fühlen, halten Sie inne und fragen Sie sich: Bin ich gerade wirklich präsent? Vielleicht ist es dann an der Zeit, einen Schritt zurückzutreten und den Augenblick zu genießen und zu nutzen, anstatt immer nur auf dem Weg zum nächsten Flughafen zu sein.

 

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen entschleunigte Sommer-Abende mit Zeit für Präsenz für Ihre Lieben!


Ihre Antje Neumann-Schröter & Stefan Schröter



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