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Antje Neumann-Schröter

Das verflixte 7. Jahr - Mythos oder Fakt?

Liebe Leserin, lieber Leser!

Mein Mann und ich haben kürzlich unseren 6. Hochzeitstag begangen. Wir starten also in das berühmt-berüchtigte 7. Jahr. Das war der Anlass, uns mit diesem Thema zu beschäftigen.

 

Das sogenannte „verflixte 7. Jahr“ hat sich im kollektiven Bewusstsein als eine Art Stolperstein etabliert. Es wird als die Phase bezeichnet, in der viele Beziehungen auf die Probe gestellt werden – oft verbunden mit Streit, Distanz oder gar Trennungen. Doch was steckt wirklich hinter diesem Mythos? Handelt es sich dabei um eine statistisch belegbare Tatsache oder ist es nur ein populärer Glaube? Und welche aktuellen Erkenntnisse gibt es über Krisen in langfristigen Partnerschaften?

 

Der Ursprung des „verflixten 7. Jahres“

 

Der Begriff „verflixtes 7. Jahr“ lässt sich nicht auf eine konkrete wissenschaftliche Studie zurückführen, sondern hat sich eher aus der Beobachtung von Trennungen und Scheidungen entwickelt. Bereits in den 1950er Jahren wurde er durch den Film „Das verflixte siebte Jahr“ mit Marilyn Monroe populär. Seitdem hält sich die Idee, dass nach sieben Jahren Partnerschaften in eine schwierige Phase eintreten.

 

Statistiken über Scheidungsraten bestätigen zumindest, dass viele Ehen nach etwa sieben Jahren enden. Laut Untersuchungen variiert das Timing von Krisen jedoch je nach Studie: Manche Paare trennen sich bereits nach drei bis fünf Jahren, während andere Krisen nach zehn oder mehr Jahren erleben. Trotzdem hat sich das siebte Jahr als symbolische Grenze für eine kritische Phase festgesetzt.

 

Warum das 7. Jahr eine Herausforderung sein kann

 

Es gibt mehrere Gründe, warum Partnerschaften nach einer längeren gemeinsamen Zeit auf die Probe gestellt werden:

 

1. Gewohnheit und Monotonie: Nach den ersten aufregenden Jahren, die oft von Leidenschaft und Neuheit geprägt sind, stellt sich bei vielen Paaren der Alltag ein. Das, was anfangs spannend war, kann zur Routine werden. Ohne bewusste Bemühungen um die Beziehung können Langeweile und Entfremdung entstehen.

 

2. Veränderung der Lebensumstände: Viele Paare durchlaufen in den ersten sieben Jahren bedeutende Lebensveränderungen – wie die Geburt eines Kindes, Karrierewechsel oder finanzielle Herausforderungen. Diese Ereignisse bringen oft Stress und neue Belastungen mit sich, die sich negativ auf die Partnerschaft auswirken können.

 

3. Kommunikationsprobleme: Langjährige Paare neigen manchmal dazu, weniger miteinander zu sprechen oder auf die Bedürfnisse des Partners nicht mehr so intensiv einzugehen. Fehlende Kommunikation und ungelöste Konflikte können sich im Laufe der Jahre aufstauen und zu größeren Problemen führen.

 

4. Persönliche Entwicklung: Menschen entwickeln sich ständig weiter, auch innerhalb einer Partnerschaft. Nach mehreren Jahren können Unterschiede in den persönlichen Zielen, Interessen oder Werten deutlicher zutage treten. Paare müssen sich immer wieder bewusst dazu entscheiden, gemeinsam zu wachsen und sich gegenseitig Raum für individuelle Entwicklung zu geben.

 

Aktuelle Erkenntnisse zur Beziehungspflege aus Paartherapien in unserer Praxis

 

Glücklicherweise sind Krisen sehr sehr oft nicht das Ende einer Partnerschaft. In unsere Praxis kommen sehr unterschiedliche Paare, um sich in einer Paartherapie helfen zu lassen: junge, alte, langjährige oder relativ frische, Paare in Streit oder mit unsicherem Kinderwunsch und Paare, die einfach vorsorgen wollen.

 

Welche Erkenntnisse haben wir, wie Paare langfristig glücklich bleiben können?

 

1. Kommunikation: So banal wie es klingt: Aus unserer Erfahrung ist das zentrale Element jeder gesunden Beziehung ist eine offene und ehrliche Kommunikation. Paare, die lernen, Konflikte konstruktiv anzugehen und ihre Gefühle, Bedürfnisse und Ängste zu teilen, haben eine höhere Chance, Krisen zu überwinden. Dabei geht es nicht nur um das Sprechen, sondern auch um aktives Zuhören.

 

2. Gemeinsame Ziele und Werte: Paare, die langfristig glücklich sind, haben oft eine gemeinsame Vision für die Zukunft. Sie teilen ähnliche Werte und Ziele und unterstützen sich gegenseitig in ihrer persönlichen Entwicklung. Dabei ist es wichtig, dass beide Partner bereit sind, Kompromisse einzugehen und flexibel zu bleiben.

 

3. Zeit für die Partnerschaft: Gerade in stressigen Lebensphasen ist es wichtig, dass Paare sich bewusst Zeit füreinander nehmen. Kleine Rituale, regelmäßige Gespräche oder gemeinsame Unternehmungen helfen dabei, die Verbindung zu pflegen. Es geht darum, auch im Alltag die Nähe und Intimität nicht zu verlieren.

 

4. Akzeptanz von Veränderungen: Die Welt ist im ständigen Umbruch und auch wir Menschen verändern uns: Partnerschaften müssen sich deshalb auch anpassen. Paare, die flexibel und offen gegenüber neuen Lebensphasen sind, haben eine bessere Chance, auch schwierige Zeiten zu meistern.

 

5. Professionelle Hilfe annehmen: Manchmal ist es sinnvoll, sich in einer Beziehungskrise externe Unterstützung zu holen. Paartherapien oder Coachings können helfen, festgefahrene Muster zu durchbrechen und neue Wege für die Partnerschaft zu finden.

 

Fazit: Das verflixte 7. Jahr gibt es so nicht.

 

Das „verflixte 7. Jahr“ mag wie eine Warnung klingen, doch tatsächlich kann es eine Chance für Paare sein, ihre Beziehung zu reflektieren und zu erneuern. Jede Partnerschaft durchläuft Krisen (im ersten, siebten oder 50. Jahr), aber sie können auch als Gelegenheit gesehen werden, die Verbindung zu vertiefen und gemeinsam zu wachsen.

 

Am Ende hängt das Glück in der Partnerschaft nicht von einer magischen Zahl ab, sondern von der Bereitschaft, immer wieder in die Beziehung zu investieren – mit Liebe, Respekt und gegenseitigem Verständnis.

 

 In diesem Sinne, alles Gute für Sie- egal in welchem Jahr Ihrer Beziehung Sie sind!


Ihre Antje Neumann-Schröter

 

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